Früher kreativer Kopf und technischer Umsetzer – heute Unternehmensberater, Marketing-Trend-Scout und Vermittler. Der Beruf des Webdesigners ist stark im Wandel. Welche Bedrohungen und Chancen uns erwarten – und wie du dich wappnen kannst, erfährst du hier.
Was sich in der Welt des Webdesign(er)s gerade verändert …
Das traditionelle Webdesign sieht derzeit zwei großen „Bedrohungen“ ins Auge: Da hätten wir erstens die Automatisierung. Sie nimmt uns Webdesignern einen großen Teil der Arbeit ab und macht uns damit teils überflüssig. Denn dank Baukastensystemen und Themes ist eine Website heutzutage schnell und kostengünstig erstellt.
Doch was wir hier an Zeit einsparen, setzten wir an anderer Stelle für immer komplexer werdende Teilaspekte ein, darunter:
- Responsive Design
- Barrierefreiheit
- Traffic & Conversion
- Branding
- User Experience
- uvm.
Und dann wäre da zweitens die Content-Abwanderung in soziale Netzwerke. Immer mehr Inhalte landen auf Social Media, statt auf klassischen Websites. Und damit auch die Besucher. Da stellt sich die Frage, ob Fanpages und Profile in den sozialen Medien zukünftig Corporate Websites ersetzen werden.
Aber ganz langsam … Ja, Social Media hat Macht – jedoch ist auch die begrenzt. Meiner Meinung nach (und damit bin ich nicht alleine) wird die Website weiterhin das Fundament für Online-Erfolg bleiben.
Und hier kommt der Grund: Autonomie! Deine Website bleibt deins, während dein Social Media Profil nie ganz dir gehören wird. Facebook, Instagram, LinkedIn und Co. behält immer die Oberhand und kann über deine dort geposteten Inhalte verfügen.
Und natürlich die Entwicklung der künstlichen Intelligenz. Texte, Bilder, ja ganze Websites lassen sich mit entsprechenden Tools inzwischen erstellen. Ein Ende der Einsatzmöglichkeiten ist hier nicht abzusehen.
Lies mehr dazu: KI im Webdesign: Die Zukunft der Inhalte & Gestaltung von Websites
Kenne deinen Kunden und sein Business!
Oft fällt die Unternehmensbeschreibung im Briefing zu einem Webdesign-Projekt recht kurz aus. Dann liegt der Fokus viel zu sehr auf oberflächlichen Designentscheidungen und Pixel-Herumschieberei. Doch wie soll ein Webdesigner den Kern des Unternehmens treffen, wenn ihm nur dürftige Informationen vorliegen?
Sollte er nicht viel eher über einen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund und detaillierte Angaben zum Unternehmen verfügen? Hier können Gespräche mit dem Vertrieb, ein Austausch mit der Logistik und / oder die Sichtung von Zahlen sowie Prognosen helfen.
Design, Content und Marketing sind Businessentscheidungen
… und sollten als solche ernst genommen werden.
Content-Design vereint Konzeption, Design und Inhaltserstellung. Es beachtet dabei sowohl die Unternehmensperspektive, als auch die Nutzerbedürfnisse. Damit ist Content-Design essentiell für eine erfolgreiche Unternehmenskommunikation. Und dazu gehört nun mal vor allem die Website.
Auch aus diesem Grund ist es so wichtig, dass sich ein Webdesigner mit dem Geschäftsmodell, Strategien und Zielen seines Kunden auseinandersetzt. Und außerdem disziplinübergreifend mit Redaktion, SEO-Experten, Vertrieb, Projektmanagement und Co. zusammenarbeitet.
Aspekte, die du nicht nur in deine Design- und Konzeptionsüberlegungen einfließen lassen kannst, sondern mit denen du auch deinen Kunden entscheidend weiterhelfen kannst. Denn, auch wenn das vielleicht erstmal verwunderlich klingen mag, oft sind diese in ihren Marketingüberlegungen nicht allzu weit. Manchmal gar fast überfordert bspw. die Zielgruppe und deren Wünsche und Bedürfnisse genauer zu definieren.
Mit Fachwissen, Analysefähigkeiten und Empathie kannst du deinen Kunden neben den bisherigen Webdesign-Leistungen bei folgenden Aspekten unterstützen und somit schon als eine Art „Unternehmensberater“ agieren:
Zielgruppenanalyse und Persona-Entwicklung
Die Bedeutung einer umfassenden Zielgruppenanalyse im Webdesign kann nicht überbetont werden. Als professioneller Webdesigner hilfst du Unternehmen dabei, ihre Kunden besser zu verstehen. Du sammelst und analysierst Daten, um zu ermitteln, wer die Benutzer sind, was sie erwarten und wie sie sich verhalten. Dies umfasst Merkmale wie Alter, Geschlecht, Beruf, Interessen und technologische Kompetenz. Dieses tiefgehende Verständnis ermöglicht es dir, eine Website zu entwerfen, die den Bedürfnissen und Erwartungen der Zielgruppe gerecht wird.
Darüber hinaus unterstützt du Unternehmen bei der Entwicklung von Personas – fiktiven Charakteren, die repräsentative Nutzer darstellen. Dies hilft den Unternehmen, sich in die Lage ihrer Kunden zu versetzen und ihre Produkte oder Dienstleistungen entsprechend zu gestalten. Mit deinem Beitrag können Unternehmen ihre Zielgruppe besser verstehen und effektiver ansprechen, was zu erhöhter Kundenzufriedenheit und letztlich zu größerem Geschäftserfolg führt.
Wenn du mehr wissen willst:
Personas erstellen leicht gemacht – die Anleitung
Zielgruppenanalyse – so definierst du deine Besucher und Kunden
User Story und Customer Journey Mapping
Die Erstellung von User Stories und das Mapping der Customer Journey sind weitere wichtige Aspekte, bei denen ein Webdesigner Unternehmen unterstützen kann. Mit deiner Expertise kannst du Unternehmen dabei helfen, die Erfahrungen und Interaktionen ihrer Kunden mit ihrer Website zu verstehen und zu optimieren.
Eine User Story ist ein einfaches Statement aus der Perspektive eines Nutzers, das dessen Bedürfnisse und Ziele widerspiegelt. Durch das Entwickeln von User Stories kannst du Unternehmen dabei helfen, sich auf die Anforderungen und Wünsche ihrer Kunden zu konzentrieren und diese in den Mittelpunkt ihrer Webdesign-Strategie zu stellen.
Customer Journey Mapping hingegen ist ein visuelles Werkzeug, das die Reise eines Kunden durch die verschiedenen Kontaktpunkte mit einem Unternehmen darstellt. Mit diesem Tool kannst du Unternehmen dabei helfen, Problembereiche zu identifizieren, die Verbesserung benötigen, und Möglichkeiten zur Verbesserung des Kundenerlebnisses zu erkennen.
Wenn du mehr wissen willst:
Customer Journey – Eine Anleitung für die Kundenreise mit dem Schwerpunkt Website
User Story – die Ziele des Benutzers verstehen
Wettbewerbsanalyse
Als Webdesigner kannst du Unternehmen auch bei der Wettbewerbsanalyse unterstützen. Dies umfasst die Untersuchung der Websites von Wettbewerbern, um zu verstehen, was sie gut machen und wo es Verbesserungspotenzial gibt. Mit diesen Informationen kannst du eine Website gestalten, die sich von der Konkurrenz abhebt und den Kunden ein überlegenes Erlebnis bietet.
Durch die Durchführung einer Wettbewerbsanalyse hilfst du Unternehmen, ein tieferes Verständnis für ihre Branche und den Markt zu erlangen. Du kannst Trends identifizieren, Lücken in der Marktnische aufdecken und wertvolle Einblicke in effektive Webdesign-Strategien gewinnen.
Wenn du mehr wissen willst:
Benchmarking-Test: wie schneidet deine Website oder App im Vergleich zur Konkurrenz ab
Content- & Online-Marketing
Content-Marketing ist eine strategische Marketingmethode, die auf die Erstellung und Verbreitung von wertvollem, relevantem und konsistentem Inhalt abzielt, um eine klar definierte Zielgruppe anzuziehen und zu binden. Der Zweck ist letztlich, profitable Kundenaktionen zu fördern.
Als Webdesigner kannst du Unternehmen dabei unterstützen, effektive Content-Marketing-Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Du hilfst dabei, den richtigen Content für die richtige Zielgruppe zur richtigen Zeit zu erstellen und über die richtigen Kanäle zu verteilen. Dies erfordert ein tiefes Verständnis für die Zielgruppe des Unternehmens, ihr Verhalten, ihre Vorlieben und ihre Bedürfnisse.
Ein Schlüsselaspekt des Content-Marketings ist die Suchmaschinenoptimierung (SEO). Mit deinen Fachkenntnissen kannst du Unternehmen dabei unterstützen, SEO-freundlichen Content zu erstellen, der sowohl für Suchmaschinen als auch für Benutzer attraktiv ist. Du kannst Unternehmen bei der Keyword-Recherche helfen, ihnen zeigen, wie sie Schlüsselwörter effektiv in ihren Inhalten verwenden können, und Ratschläge geben, wie sie die technischen Aspekte ihrer Website optimieren können, um ihre Sichtbarkeit in den Suchmaschinen zu verbessern.
Darüber hinaus kannst du Unternehmen dabei unterstützen, ihre Inhalte über verschiedene Kanäle zu verbreiten, darunter soziale Medien, E-Mail-Marketing und ihr eigenes Blog. Du kannst Unternehmen auch dabei helfen, Inhalte zu erstellen, die zur Interaktion anregen, wie z.B. Infografiken, Videos und interaktive Inhalte, die die Benutzer dazu ermutigen, sich zu engagieren und den Inhalt zu teilen. Entsprechende KI-Tool können dir dabei helfen: KI im Webdesign: Die Zukunft der Inhalte & Gestaltung von Websites.
Schließlich kannst du Unternehmen dabei unterstützen, die Leistung ihres Content-Marketings zu messen, indem du ihnen zeigst, wie sie Analytics-Tools verwenden können, um wichtige Metriken wie Besucherzahlen, Verweildauer, Klickrate und Konversionsrate zu verfolgen.
Mit deiner Unterstützung im Bereich Content-Marketing können Unternehmen hochwertige Inhalte erstellen, die ihre Zielgruppe ansprechen, ihre Markenbekanntheit steigern, ihre Beziehung zu den Kunden stärken und letztlich ihre Geschäftsergebnisse verbessern. Du gehst über die Rolle eines traditionellen Webdesigners hinaus und fungierst als strategischer Partner, der dazu beiträgt, die Online-Präsenz eines Unternehmens zu verbessern und seinen Geschäftserfolg zu fördern.
Die User Experience als Differenzierung und Alleinstellungsmerkmal
Bei der Entwicklung von Innovationen lag der Fokus bisher auf neuen oder besseren Funktionen. Heutzutage steht jedoch immer mehr die User Experience im Vordergrund, also die positive Erfahrung bei der Benutzung (einer Website oder App) oder generell bei der Interaktion mit einem Unternehmen, die sog. Customer Experience.
Viele Unternehmen haben bereits erkannt, dass in einer guten UX die Chance auf einen Wettbewerbsvorteil liegt – und das besonders in gesättigten Märkten mit wenig Unterscheidungen im Portfolio oder bei sehr ähnlichen Produkten.
Der Webdesigner als UX-Berater
Durch ein gutes UX-Design sollen die Bedürfnisse des Nutzers zumindest erfüllt, im Idealfall aber sogar übertroffen sein – mit dem Ziel, neue Kunden zu gewinnen bzw. bestehende zu halten. Dafür gehören folgende Aufgaben zu einer UX-Beratung:
- Definition von Nutzerbedürfnissen und -vorlieben
- Analyse von User-Interaktionen mit der Website
- Auswertung von Feedbackschleifen
- Auswertung von Usability-Tests
- Entwurf und Ausgestaltung effektiver Lösungen
Was braucht man dazu als Webdesigner?
Ein Webdesigner sollte über wirtschaftliches Hintergrundwissen verfügen, in Sachen UX, Online-Marketing-Trends und Co. up-to-date sein und über Kommunikationstalent verfügen.
Was früher ein „Das bitte in schön“-Briefinggespräch in kleiner Runde war, hat sich zum tiefgehenden, interdisziplinären Prozess im großen Team entwickelt. Eine klare, zielgerichtete Kommunikation ist essentiell geworden. Dabei hilft der Fokus auf die wichtigsten Prinzipien von UX-Design:
- problemlösend – erkläre deinen Lösungsweg und die Gedanken dahinter*
- einfach zu bedienen – betone den Fokus auf den User und seine Bedürfnisse
- interdisziplinär – achte darauf, dass alle Parteien des Teams dem Design zustimmen
* Kommen wir nochmal zum ersten Punkt. Oft entstehen Designs im intuitiven Flow und sind daher schwer zu erklären. Als Webdesigner solltest du folgende Fragen zu deinen Designentscheidungen beantworten können:
- Welches Problem löst es?
- Wie wirkt es auf den Nutzer?
- Warum ist es besser als die Alternative?
Darüber hinaus hilft es, die Antworten niederzuschreiben und den geplanten Vortrag zu üben. So bist du bestens vorbereitet und kannst in der Besprechung oder Feedbackrunde überzeugen.
Lies weiter:
Inspiration für Briefing-Fragen findest du bei den 35 Fragen für deine Briefing-Vorlage und Tipps für die nächste Feedback-Runde gibt’s unter Design-Feedback geben.
Werde Teil des Strategieprozesses
Die Rolle des Webdesigners verändert sich vom eher reaktiven Umsetzer von Anforderungen hin zur prokativen Einbindung in den strategischen Entscheidungsprozess. Mehrere Schritte und Ansästze sind hierfür erforderlich:
- Business-Verständnis:
Designer sollten sich über die Geschäftsziele und -strategien des Unternehmens/Auftraggebers im Klaren sein. Sie sollten in der Lage sein, die Auswirkungen ihres Designs auf diese Ziele zu erklären. - Frühzeitige Einbindung:
Es ist empfehlenswert, frühzeitig in Projektteams eingebunden zu werden, um Design-Entscheidungen auf strategischer Ebene mitzugestalten. Dies erfordert eine proaktive Herangehensweise und die Fähigkeit, Design als strategisches Werkzeug zu präsentieren. - Kommunikationsfähigkeiten:
Designer sollten ihre Ideen und Vorschläge klar und überzeugend kommunizieren können. Dies beinhaltet die Fähigkeit, Designentscheidungen vor einem nicht-designerischen Publikum zu verteidigen. - Zusammenarbeit:
Die Zusammenarbeit mit anderen Teams und Disziplinen, wie Marketing, Entwicklung und Produktmanagement ist wichtig. Als Webdesigner solltest du in der Lage sein, als Bindeglied zwischen diesen Teams zu agieren. - Nutzenargumentation:
Webdesigner sollten in der Lage sein, den Nutzen ihrer Gestaltungsentscheidungen zu quantifizieren und zu argumentieren, wie diese zur Erreichung der Unternehmensziele beitragen. - Langfristige Perspektive:
Webesigner sollten nicht nur auf kurzfristige Lösungen abzielen, sondern auch die langfristige Auswirkung ihres Designs auf das Unternehmen berücksichtigen. Solch eine langfristigen Perspektive hat auch viel mit Nachhaltigkeit zu tun.
Als Webdesigner solltest du deine Rolle als strategische Partner aktiv mitgestalten, um einen größeren Einfluss auf die Projekte und Entscheidungen zu haben. Dies erfordert eine breitere Palette von Fähigkeiten und eine proaktive Herangehensweise, die über das traditionelle Verständnis von Design hinausgeht.
Die Weiterentwicklung des Webdesigners
Während Baukastensysteme, Themes, KI und Social-Media-Kanäle die Arbeit des Webdesigners übernehmen oder uns gar (teilweise) überflüssig machen, werden andere Aspekte umso komplexer.
Neben diversen Webdesign-Entwicklungen, die es zu kennen gelt, rückt der Webdesigner immer mehr in die Rolle des Beraters auf interdisziplinärer Ebene.
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