Bestimmt kennst du das aus deinem Berufsalltag:
Der Auftraggeber gibt dir Feedback auf deinen Designentwurf. Und dann kommen die unterschiedlichsten Meinungen zusammen. Dem einen ist das Blau zu Blau, dem anderen zu wenig Blau, der nächste möchte andere Bilder. Ein anderer findet die Seite vom Wettbewerber ganz schick und so weiter undsofort…
Also viel Meinung, wenig Gehaltvolles und vor allem: viel unterschiedliches.
Nun bring das mal alles zusammen in deine Designüberarbeitung 🥳
Solche Feedbackrunden und Design„kritik“ endet dann oft im kleinsten gemeinsamen Nenner. Es gelangt am Ende zu einem Design, mit dem sich jeder (Projektbeteiligte) irgendwie anfreunden kann. Aber der „große Entwurf“ wird damit eher verpasst.
Aber so muss es nicht laufen. In diesem Beitrag erfährst du, welche Vorteile „Design by Committee“ haben kann und wie Teamwork im Design-Prozess gelingt.
Aber was ist „Design by Committee“ überhaupt?
Der Begriff „Design by Committee“ bedeutet wörtlich übersetzt „Gestaltung durch eine Gruppe ausgewählter Personen“. Was die Bedeutung angeht, kommt diese etwas sperrige Übersetzung folgender Redewendung am nächsten:
„Viele Köche verderben den Brei!“
Gemeint ist ein Prozess bei dem (zu) viele Personen gleichermaßen involviert sind. Unterschiedliche Meinungen, Herangehensweisen und Visionen treffen aufeinander. Und keiner hat so richtig den Hut auf.
Was zunächst idealistisch anmutet, erzeugt bei vielen Webdesignern gemischte Gefühle. Aber schauen wir uns zunächst einmal die Vorteile von „Design by Committee“ an.
Vorteile eines Design by Committee
Auch wenn es erstmal nicht so klingt, „Design by Committee“ kann durchaus Vorteile bringen.
Alternative Standpunkte
Als einzelner Webdesigner hat man nicht immer alles auf dem Schirm. Es kann passieren, dass einem Kleinigkeiten nicht auffallen, man etwas vergisst oder einen Tunnelblick hat. Da ist ein alternativer Standpunkt Gold wert.
Teamarbeit bei einem Design-Projekt gelingt nur, wenn mehrere Personen …
- zusammen (statt nebeneinander her) arbeiten
- unterschiedliche Fähigkeiten einbringen
- das Feedback der anderen schätzen und annehmen
Reduzierter Workload
Besonders komplexere Projekte können für einen einzelnen Designer einen zu hohen Aufwand bedeuten. Sind mehrere Personen beteiligt, reduziert sich nicht nur der Aufwand jedes einzelnen, sondern auch das allgemeine Stress-Level.
Wichtig hierbei ist es, …
- einzelne (kompakte) Schlüsselaufgaben auszulagern
- eine Hierarchie bzw. einen Entscheider festzulegen
- Feedback-Runden einzuplanen
Gesteigerter Enthusiasmus
Werden bei einer Zusammenarbeit alle Team-Mitglieder miteinbezogen, sei es in den Prozess, Absprachen oder Entscheidungen – so steigt der Enthusiasmus für das Projekt. Denn alle fühlen sich respektiert, geschätzt und involviert.
Nachteile eines Design by Committee
Nun zu den Nachteilen, also dem was passiert, wenn zu viele Personen an einem Projekt beteiligt sind.
Zu viele Optionen
Die bereits erwähnten „alternativen Standpunkte“ können Segen und Fluch zugleich sein. Sie sind genau dann von Nachteil, wenn es zu viele davon gibt. Zu viele Meinungen und zu viele Entscheider auf der gleichen Ebene können den Prozess lähmen. Denn wie eine Entscheidung treffen, wenn jeder etwas anderes will?
Unnötige Verwirrung
Wenn die einzelnen Rollen im Team nicht festgelegt und Aufgaben nicht verteilt wurden, kommt es zu Verwirrung und Mehrarbeit. Menschen arbeiten unabhängig voneinander an derselben Aufgabe. Oder das Projekt entwickelt sich für die einzelnen Webdesigner in unterschiedliche Richtungen.
Persönliche Konflikte
Ohoh … Enttäuschung und Ärger im Verzug! Wenn sich alle Team-Mitglieder auf einer Ebene sehen, aber unterschiedliche Visionen, Werte oder Arbeitsweisen verfolgen, kann das nur schief gehen. Denn irgendwann muss eine Entscheidung getroffen werden. Und mit dieser Entscheidung kann man es nicht allen recht machen. Folglich wird der ein oder andere enttäuscht sein, dass sein Anteil am Projekt nicht miteinbezogen wird.
Wie man Design by Committee vermeidet
Hier kommen Tipps für eine gelungene Zusammenarbeit im Webdesign-Prozess:
- Klare Rollenverteilung: Von Beginn an sollte klar sein, wer was macht, wer welche Verantwortung trägt und wer letztendlich entscheidet.
- Und weil’s so wichtig ist, nochmal als eigenständiger Punkt: Entscheider festlegen!
- Kommunikation ist das Zauberwort: Egal ob Briefing, Feedback, Rücksprachen oder Entscheidungen – die relevanten Personen sollten hierbei einbezogen werden.
- Arbeitet User-zentriert: So vermeidet ihr, dass jeder sein ganz eigenes Süppchen kocht oder Themen wie User-Experience ganz verloren gehen.
- Arbeitet Fakten- und Daten-basiert: Besonders in der Kommunikation mit Stakeholdern bzw. Nicht-Designern ist es wichtig, Designentscheidungen Fakten- und Daten-basiert zu begründen. So vermeidet ihr mögliche Kollisionen mit persönlichen Meinungen und baut zusätzlich Vertrauen auf.
- Feedback-Runden einplanen: Und zwar ganz strategisch und konstruktiv
➝ hier findest du Tipps dazu. - Apropos Planung, last but not least: gutes Projektmanagement aufsetzen!
Keine Angst vor „Design by Committee“
Hoffentlich ist mit diesem Artikel nun das Grauen vor „Design by Committee“ genommen. Im Grunde geht es doch darum, aus dem Chaos vieler Köche eine gute geplante Zusammenarbeit zu machen. Und schon steht dem guten Gelingen eines Projekts nichts mehr im Weg – nun ja, zumindest von Seiten des Webdesign-Teams 😉
Und der Kunde kann sich wahrscheinlich über ein besseres Design freuen, als wenn alle ihre Meinung hätten einbringen dürfen…
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