Designsprache – wie ein visuelles Vokabular im Designprozess hilft

Zuletzt aktualisiert: 10.08.2023
Eine Designsprache hilft die Wirkungen von Designs zu beschreiben. Das visuelle Vokabular steht bei der Konzeptions-, Gestaltungs- und Bewertungsphase zur Seite.
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Manchmal ist es schwer Worte zu finden – auch im Webdesign.

Es soll modern aussehen, aber nicht zu fancy. Irgendwo schon etwas klassisch, aber doch auch gleichzeitig frisch, jung – das ist alles ein Anfang, aber eigentlich doch noch sehr unkonkret. Der Designer kann jetzt irgendwie alles und nichts gestalten.

Über das Design und seine Wirkung zu sprechen, ist nicht immer einfach.

Es ist aber wichtig Worte dafür zu haben, um zusammen ein gutes Design zu schaffen. Um Entwürfe zu bewerten und besprechen zu können. Denn ohne die (vorherige) Beschreibung einer gewünschten Wirkung, kann die Gestaltung gar nicht richtig beurteilt werden.

Das visuelle Vokabular schafft eine Sprache für visuelle Designs.

Es geht also sprichwörtlich darum eine „Designsprache“ zu finden. Damit ist nicht der ganz individuelle Stil eines Designers gemeint, sondern mehr ein Vokabular für die Wirkung des Designs. Es geht darum, wie Design „spricht“ und seine Botschaften an den Beobachter und Nutzer vermittelt.

Grafikdesign weiche Formen
Kann ein Design nicht eigentlich nur so gut werden, wie die Designsprache? Wie soll es geplant und gestaltet werden, wenn vorher keine ausreichenden Worte vorhanden waren?

Wann und wofür ist eine Designsprache gut?

Mit dem visuellen Vokabular kannst du klar und selbstbewusst über deine Arbeit und deine Designs sprechen. Sie können als sprachliche Unterstützung und als konzeptionelle Vorgabe für die visuelle Umsetzung dienen. Sie können auch deinen Kunden helfen, sich klarer auszudrücken.

Eine Designsprache hilft uns nicht nur, die gestalterischen Aspekte zu verstehen, sondern sie hilft uns auch, die emotionalen und psychologischen Wirkungen von Design zu verstehen.

Eine Marke, die als dynamisch beschrieben wird, kann durch kräftige Farben, kühne Typografie und bewegte Formen dargestellt werden. Eine hochwertige Marke könnte dagegen durch elegante Schriften, raffinierte Farbpaletten und minimalistische Layouts repräsentiert werden. Eine bodenständige Marke könnte durch warme Farben, handgezeichnete Illustrationen und rustikale Texturen zum Leben erweckt werden.

In der Konzeption, vor der Gestaltung

Ein visuelles Vokabular ist hilfreich, um deine Designs, Designrichtungen und ästhetische Wahrnehmungen klar beschreiben und benennen zu können.

Visuelle Sprache ist nicht nur ein Werkzeug für Designer, sondern auch für diejenigen, die mit Designern zusammenarbeiten.

Sie bietet eine gemeinsame Sprache, mit der die gewünschten visuellen und emotionalen Ergebnisse kommuniziert werden können. Sie ermöglicht eine klare Kommunikation zwischen Auftraggebern und Designern und hilft dabei, Missverständnisse und Frustrationen zu vermeiden.

Wenn wir ein Design mit Worten wie frisch, jung, kühn oder innovativ beschreiben, greifen wir auf unser visuelles Vokabular zurück. Diese Adjektive werden zu Leitlinien für das Design, das erstellt werden soll.

Die Designsprache definiert die Richtung und hilft, Entscheidungen während des gesamten Designprozesses zu treffen.

Jedes gestalterische Element, jede Gestaltung kann anhand dieser Beschreibung getroffen werden. Jedes gestaltete Element, jede gestalterische Entscheidung kann später anhand dieser Beschreibung untersucht, beurteilt werden.

Die Beschreibung des gewünschten Designs ist also eine ganz wichtige Komponente im Designprozess und geht viel weiter über eine reine Ziel- und Zielgruppenbeschreibung hinaus, die ja immer noch recht abstrakt sind, zumindest für das Design.

Die klare Benennung der Designwirkung ist viel konkreter und hilfreicher, für alle Prozessbeteiligten.

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Ein Arbeitsblatt mit ca. 280 Begriffen, um deine Designs, Designrichtungen und ästethische Wahrnehmung klar beschreiben und benennen zu können.

Design-Feedback

Nicht nur in der Konzeption und in der Gestaltungsphase selber ist das visuelle Vokabular hilfreich, sondern auch in der Beurteilung und Analyse der Gestaltung.

Hier hilft die Designsprache konkretes Feedback zu geben. Es geht nicht um ein reines „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“. Es geht nicht nur um eine abstrakte Wirkung, sondern man kann konkret die Gesamtwirkung und auch auf einzelne Elemente und ihre Wirkung eingehen.

Design lässt sich durch diese visuelle Sprache nicht nur kreieren, sondern auch beurteilen.

Das visuelle Vokabular:
Worte finden für das Design

Die visuelle Sprache eines Designs kann durch eine Reihe von Adjektiven definiert werden, die die allgemeine Atmosphäre, das Gefühl oder die Persönlichkeit des Designs beschreiben.

Hier sind einige Beispiele für visuelle Beschreibungen und mögliche Umsetzungen:

Modern:
Das Design macht sich aktuelle Trends und Technologien zunutze, um ein frisches und zukunftsorientiertes Gefühl zu erzeugen.

Minimalistisch:
Das Design konzentriert sich auf das Nötigste und lässt überflüssigen Schnickschnack weg, um Klarheit und Simplizität zu betonen.

Dynamisch:
Das Design spielt mit Bewegung, Farbwechsel und flexiblen Layouts, um ein Gefühl von Energie und Wandel zu erzeugen.

Spielerisch:
Das Design setzt auf knallige Farben, witzige Illustrationen und verspielte Animationen, um eine lockere und unterhaltsame Atmosphäre zu kreieren.

Elegant:
Das Design setzt auf edle Schriftarten, dezente Farben und hochwertige Bilder, um ein Gefühl von Luxus und Eleganz zu erzeugen.

Innovativ:
Das Design bricht mit altbekannten Regeln und setzt auf ungewöhnliche Layouts, experimentelle Schriftarten und einzigartige Interaktionen, um ein Gefühl von Innovation und Kreativität zu erzeugen.

Die Beschreibung des Designs sollte so gewählt werden, dass sie gut zu den Zielen und der Zielgruppe des Projekts passt. Ein gut definiertes visuelles Vokabular hilft dabei, das Design verständlich und einheitlich zu gestalten und die gewünschte Botschaft effektiv rüberzubringen.

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Designwirkungen lassen sich mit Adjektiven gut beschreiben.

Adjektive für die Beschreibung des Designs

Eine hilfreiche Methode die gewünschte Wirkung zu beschreiben, ist anhand von Adjektiven.

Im Folgenden habe einige Beispiele aufgelistet, sortiert nach Oberbegriffen.

Stil:
Hier geht es um Adjektive, die den allgemeinen ästhetischen Ansatz oder die Designphilosophie beschreiben, wie minimalistisch, modern, klassisch, dynamisch, statisch, spielerisch, künstlerisch, traditionell usw.

Farbe:
Diese Kategorie umfasst Adjektive, die die Farbpalette oder den Farbton des Designs beschreiben, wie lebendig, matt, dunkel, hell, bunt, monochrom, einfarbig.

Form:
Hier geht’s um Adjektive, die die Formen oder Linien im Design beschreiben, wie flach, tief, geometrisch, organisch, symmetrisch, asymmetrisch, regelmäßig, unregelmäßig.

Textur:
Diese Kategorie beinhaltet Adjektive, die das Gefühl oder die Qualität der Oberfläche des Designs beschreiben, wie glatt, rau, glänzend, matt.

Klarheit:
Hierunter fallen Adjektive, die die visuelle Klarheit oder Schärfe des Designs beschreiben, wie klar, unscharf, scharf, weich.

Jedes dieser Adjektive kann verwendet werden, um verschiedene Aspekte der visuellen Sprache zu beschreiben. Schon während der Konzeptionsphase sollte man passende Adjektive auswählen, die die gewünschte Atmosphäre und Wirkung am besten beschreiben. Das Design muss dann versuchen, diese Botschaften zu vermitteln.

Tipps für den erfolgreichen Einsatz einer Designsprache

Wenn man das visuelle Vokabular erfolgreich einsetzen möchte, gibt es einige Tipps, die beachtet werden sollten:

  • Definiere die Zielgruppe:
    Bevor man die Designbeschreibung entwickelt, sollte man sich überlegen, wer die Zielgruppe ist und welche visuellen Elemente und vor allem Wirkungen für sie ansprechend und relevant sind.
  • Stakeholder einbinden:
    Alle wichtigen Personen, die am Projekt beteiligt sind (z. B. Konzepter, Designer, Projektmanager, Kunde), sollten die Beschreibung gemeinsam entwicklen.
  • Entwickle ein konsistentes Erscheinungsbild:
    Um die Marke oder das Design von der Zielgruppe eindeutig erkennen und wiedererkennen zu lassen, ist es wichtig, dass die Designsprache konsistent eingesetzt wird. Das bedeutet, dass alle Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen die gleichen visuellen Elemente enthalten sollten.

Das Design sprechen lassen

Es ist gar nicht so schwer eine Designsprache zu finden.

Wir brauchen eine visuelle Sprache, um zu erklären, wie Farben, Formen, Schriften, Bilder, Symbole und andere visuelle Bestandteile genutzt werden, um eine Botschaft rüberzubringen oder eine bestimmte Reaktion auszulösen.

Ein visuelles Vokabular ist wichtig, da es dazu beiträgt, die Identität und den Charakter einer Marke oder eines Designs zu definieren und zu vermitteln. Dadurch wird die Marke oder das Design für die Zielgruppe erkennbar und einprägsam.

Die vorgestellten Methoden der „Designsprache“ kannst du dir gut zunutze machen, um die Kommunikation mit Kunden zu verbessern, um konkretere Designbriefings zu erhalten und um besseres Feedback geben zu können.

Mit dem visuellen Vokabular kannst du klar und selbstbewusst über deine Arbeit und deine Designs sprechen. Sie können als sprachliche Unterstützung und als konzeptionelle Vorgabe für die visuelle Umsetzung dienen. Sie können auch deinen Kunden helfen, sich klarer auszudrücken.

Nutze hierfür das Arbeitsblatt mit ca. 280 Begriffen, um deine Designs, Designrichtungen und ästethische Wahrnehmung klar beschreiben und benennen zu können:

Konzeptions Kit mit hilfreichen Vorlagen
Das Konzeptions Kit mit hilfreichen Vorlagen, u. a. für die Designsprache.

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Über den Autor

Martin Hahn ist Webdesigner, Dozent, Fachbuchautor und dreifacher Papa. Seit vielen Jahren hilft er anderen effektivere Webdesigns zu erstellen – in Schulungen und mit Artikeln auf dieser Website.

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