Du hast im Briefing deinen Kunden durch einen ausgeklügelten Fragebogen geführt bzw. deinen Designer mit ausführlichen Unterlagen ausgestattet. Und nun stolpert ihr beim Feedback, weil es dir schwerfällt, konkret und ehrlich Rückmeldung zu geben?
Du äußerst nur ein schwammiges „irgendetwas fehlt noch“ oder die Kritik kommt – gut verpackt in der Sandwich-Methode – nicht richtig an?
Ein effektives Feedback spielt im Designprozess eine fundamentale Rolle. Warum das so ist und wie ihr in Zukunft, konstruktiv, wertschätzend und verständlich Rückmeldung an eure Dienstleister oder Team-Kollegen gebt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Was ist Design-Feedback überhaupt?
Mit Design-Feedback ist die Rückmeldung zu einer Idee bzw. einem Entwurf im laufenden Prozess gemeint. Das Design wird geprüft und analysiert, um Fehler zu beheben und Unstimmigkeiten anzupassen.
Und warum ist das so wichtig?
Design ist ein kollaborativer Prozess. Neben Raum für Kreativität, braucht der Designer konkrete Vorgaben. Nur unter Angabe einer klaren Richtung zu Orientierung, kann die erfolgreiche Umsetzung eines Projekts gelingen.
Zudem ist es möglich in bzw. durch Feedback-Runden …
- Projekte schneller abzuschließen (kein Fischen im Trüben)
- eigene „Denkfehler“ aufzudecken (Stichwort: Tunnelblick)
- Raum für alternative, kreative Ansätze zu öffnen
- und so eigene Design-Skills zu verbessern
- den Kunden bestmöglich zufrieden zu stellen
Woran hapert es dann?
Es fällt nicht immer leicht, ehrlich und konkret Design-Feedback zu geben. Das gilt für Designer und Kunden gleichermaßen. Wobei besonders Letztere oft Probleme haben, eigene (Anpassungs-) Wünsche und Rückmeldungen klar zu formulieren. Heraus kommt dann ein „Irgendetwas passt noch nicht, ich weiß aber nicht was …“.
Zudem, seien wir mal ehrlich: Kritik fühlt sich nicht gut an! Aber bei dem Versuch, das negative Feedback in Watte zu packen, geht die eigentliche Botschaft leicht verloren. Es ist ein Spagat zwischen schmerzender Kritik und wohlwollender Rückmeldung.
Deswegen kommen hier Tipps, wie ihr effektiv Design-Feedback kommuniziert:
- konkret
- konstruktiv
- und wertschätzend!
Konstruktiv Design-Feedback geben –
9 Tipps
Jeder Designer kann ein Lied davon singen: Eine Feedback-Runde ist abgeschlossen und man ist planloser als zuvor. Die Rückmeldung war zu subjektiv oder zu vage, aber in jedem Fall wenig aufschlussreich und damit nicht umsetzbar.
Und auch auf Seiten des Auftraggebers oder Team-Mitglieds hast du es vermutlich bereits erlebt, dass die Ergebnisse nach einer Review-Besprechung nicht zufriedenstellend umgesetzt wurden. Also gehen wir es an – das „How-To-Feedback“ für Anfänger 🙂
Ein softer Einstieg hilft
Ja, die Sandwich-Methode, also das Einbetten von Kritik in Lob, kann von der eigentlichen Aussage ablenken.
Und trotzdem kann ein positives Feedback zu Beginn die Situation auflockern und die Beteiligten zugänglicher machen.
Grundsätzlich gilt: Positives nicht vergessen
„Nicht geschimpft, ist Lob genug?“ Diese Devise zeugte schon immer von mangelnder Wertschätzung. Und sie ist wenig hilfreich, denn der Designer sollte auch erfahren, was bereits gut umgesetzt wurde und gerne so bleiben darf.
Zudem sollte er spüren, dass du auf ihn und seine Kompetenz vertraust. Denn nur dann wird er offen für Feedback sein.
Das Ziel vor Augen
Beim Projekt-Start habt ihr idealerweise im Briefing ein Ziel definiert. Achte darauf, dieses Ziel als Parameter mit in deine Rückmeldung miteinzubeziehen.
Das könnte dich auch interessieren: Briefing-Vorlage für einen guten Projektstart!
Immer schön objektiv bleiben
Auch hier hilft ein Blick ins Briefing: Was wurde besprochen, welche Kriterien definiert und inwieweit weicht der Entwurf davon ab?
Zudem kannst du weitere, objektive Parameter heranziehen und bei deiner Bewertung zu Grunde legen, wie z. B. Design-Prinzipien, Studien, Usability Tests, Case Studys usw.
Extra-Tipp:
Für konstruktives Feedback kann der Einsatz von Personas helfen. Du skizzierst imaginäre Personen als Stellvertreter deiner Zielgruppe und „lässt“ sie das Design bewerten. Eine Anleitung zum Persona erstellen gibt es hier!
Und nicht persönlich werden
Damit Kritik weniger weh tut, hilft ein kleiner Trick:
Formuliere im Passiv, also bspw. „Warum wurde das so umgesetzt?“ statt „Warum hast du das so umgesetzt?“
So kritisierst du nicht die Person selbst und der Fokus bleibt auf der Arbeit.
Und auch der Verzicht auf das kleine Wörtchen „aber“ kann Wunder wirken.
Mit diesen vier Buchstaben gibst du einer ursprünglich positiven Aussage, einen schlechten Beigeschmack. Hier einmal ein Beispiel:
aus „Die Schrift ist sehr gut gewählt, aber die Farbe passt nicht zu xyz.“ wird „Die Schrift ist sehr gut gewählt. Wie können wir die Farbe anpassen, damit sie besser zu xyz passt?“
Gründlich arbeiten, please!
Anstatt in jeder Feedback-Runde nur 1-2 Dinge durchzugehen, solltest du direkt alles unter die Lupe nehmen und ansprechen. So vermeidest du zusätzliche Korrekturschleifen.
Klar, konstruktiv und kollaborativ
Vermeide schwammige Kommentare à la „das ist mir nicht kreativ genug“, „gefällt mir nicht“ oder „sieht irgendwie komisch aus“. Ihr habt dasselbe Ziel und könnt nur gemeinsam erfolgreich darauf hinarbeiten. Also kommuniziere so konkret, beschreibend und detailliert wie möglich.
Extra-Tipp:
Bei einer effektiven Zusammenarbeit kann euch auch ein Feedback-Tool unterstützen, das eine Absprache erleichtert (z. B. Filestage).
“Purely subjective comments don’t bring anything to the table and don’t help improve the design.”
Elena Roca, Designerin bei Justinmind
Sei ein guter Zuhörer
Du solltest anteilig genau so viel zuhören, wie du selbst redest. Gib deinem Gegenüber den Raum, Lösungswege für deine Problempunkte zu erklären und befrage ihn zum Designprozess selbst.
Fokus auf die Probleme, nicht die Lösungen
Sei dir deiner Rolle in diesem Gespräch bewusst: Du bringst die “Probleme” auf den Tisch, der Designer (= der Experte) die Lösungen.
Sage ihm möglichst konkret, wo der Schuh drückt. Wenn du ihm bloß deine Lösungsvorschläge darbietest, versteht er das Warum dahinter nicht und kann dich nicht hinreichend dazu beraten.
Mehr Motivation, weniger Korrekturen, bessere Ergebnisse
Wie du siehst, geht es also zum Einen darum, zielgerichteter, objektiver und beschreibender zu formulieren.
Zum Anderen geht es um eine respektvolle Zusammenarbeit und dabei hat der achtsame Umgang mit Sprache eine große Macht.
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